Ulrike (46)
Sozialarbeiterin in der Schwangerenberatung bei der Caritas in Twistringen
Als Mutter sieht Ulrike die Welt ein bisschen anders: Man ist nicht der geborene Katholik, man wird es im Laufe des Lebens. Oder auch nicht. Und so, wie Ulrike es als Sozialarbeiterin bei der Caritas gelernt hat, jedem Menschen seinen Lebensentwurf wertfrei zuzugestehen, hält sie es auch für sich selbst. In die Kirche geht sie nur zu ganz besonderen Anlässen – vielleicht ja irgendwann zur Trauung einer ihrer beiden Töchter?
Für Ulrike ist die Kirche kein Ort, den man meiden sollte, aber ein regelmäßiger Besuch kommt für sie nicht mehr in Frage. Früher war sie häufiger im Gottesdienst, heute sind es besondere Menschen und Anlässe, die sie zu einem Besuch bewegen. Christliche Werte sind ihr nämlich viel wichtiger als die Institution selbst – eine Vorstellung, mit der auch die Caritas gut leben kann, schließlich kann ein Mensch sein Christentum auch auf diese stille und anonyme Weise leben. „Ich bin ein großer Menschenfreund“, sagt Ulrike von sich selbst und lebt das auch anderen Menschen vor. Aufzwingen würde sie diese Haltung derweil niemandem, denn in der Arbeit in der Wohnungslosenhilfe der Caritas hat sie auch den Umgang mit völlig anderen Konzepten kennen und respektieren gelernt.
Schon Ulrikes Mutter arbeitete früher bei der Caritas in der Verwaltung. Und nach einer kaufmännischen Ausbildung und dem Studium der Sozialen Arbeit fand auch Ulrike selbst dort vor zwölf Jahren eine Stelle. Bis vor einem Jahr arbeitete sie mit Wohnungslosen. Dann wünschte sie sich eine Veränderung – und fand in der Schwangerenberatung des Caritasverbandes für den Landkreis Diepholz und Nienburg links der Weser eine neue, erfüllende Aufgabe. In der Geschäftsstelle in Twistringen berät sie Schwangere in verschiedenen Themenbereichen, wie der Hilfe bei Anträgen oder der Vermittlung einer Familienhebamme. Zusätzlich hat sie sich für einen weiteren Schwerpunkt entschieden: Nach einer sexualpädagogischen Ausbildung wird Ulrike Präventionsarbeit in Schulen leisten. Ende dieses Jahres startet Ulrike eine Weiterbildung. Hierbei geht es um einen verantwortungsvollen Umgang mit Sexualität und Prävention. Ein hohes Maß an Eigenverantwortlichkeit und etwas mehr Distanz zu ihren Klienten als im vorherigen Arbeitsbereich, diese Dinge schätzt sie ganz besonders an ihrer neuen Stelle.
„Menschlichkeit und christliche Werte sind mir wichtiger als die Institution Kirche.“
Ulrike ist froh, dass die Caritas ihr viele Freiheiten und Chancen zur Weiterbildung ermöglicht. „Die Caritas ist ein super Arbeitgeber im sozialen Bereich, der die Arbeit auch wertschätzt.“ Deshalb kommt für Ulrike auch kein Wechsel mehr in Frage. „Ich habe damals als Krankheitsvertretung angefangen und nach meiner Kinderzeit einen flexiblen Einstieg mit sechs Stunden bekommen“, sagt sie dankbar über ihren Werdegang. Ulrike ergänzt, dass sie nicht nur ihren Arbeitsplatz, sondern auch ihren persönlichen Arbeitgeber gefunden hat.
Ab und zu bekommt Ulrike sogar noch Anrufe von ehemaligen Klienten aus der Wohnungslosenhilfe, die sie um einen Rat bitten. Selbstverständlich hat sie auch dann ein offenes Ohr. Überhaupt, sagt sie, bekomme sie von vielen Menschen mit ihren persönlichen Geschichten und Schicksalsschlägen viel zurück – das gelte für ihren alten wie für ihren neuen Arbeitsbereich.
Doch manchmal braucht es da auch einen Ausgleich. Den findet Ulrike dann vor allem im Sport, denn Laufen ist ihre Leidenschaft – und zwar ganz ohne Stöpsel im Ohr, einfach nur mit sich und der Natur im Einklang. Zwar wolle eine ihrer beiden Töchter sie schon seit langem zur Teilnahme an einem Halbmarathon bewegen. Doch dafür fühlt sie sich noch nicht ganz so bereit wie für die täglichen Herausforderungen bei der Caritas.
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